Weiterentwicklung med. Vorsorge und Rehabilitation für Mütter, Väter und Kinder sowie pflegende Angehörige im Rahmen der Therapeutischen Kette
Kooperationsprojekt des Evangelischen Fachverbands für Frauengesundheit und der Diakonie Deutschland, gefördert durch die Glücksspirale, 2022 bis 2025
Mütter, Väter und Pflegende haben einen Anspruch auf eine dreiwöchige stationäre Vorsorge- oder Rehabilitations-Maßnahme, wenn Erkrankungen durch Belastungen aus der Familien- und Pflegeverantwortung eingetreten sind oder drohen. Diese Maßnahmen werden mit geschlechtersensiblen Konzepten für Mütter und Väter mit und ohne Mitnahme von Kindern bzw. pflegende Frauen und Männer angeboten.
Der Bedarf an diesen unterstützenden Maßnahmen ist in Folge der Corona-Pandemiezeit hoch. Kliniken und Beratungsstellen sind am Rand ihrer Kapazitäten und es kommt zu langen Wartezeiten auf einen Platz in einer Klinik.
Vor diesem Hintergrund haben sich die Diakonie Deutschland und der Evangelische Fachverband für Frauengesundheit (EVA) zu einem Projekt zusammengeschlossen, um die Angebote für Mütter, Väter, Pflegende bedarfsgerecht, geschlechtersensibel und qualitätsorientiert weiter zu entwickeln:
Nachsorge
Nachsorge ist Teil der Therapeutischen Kette und schließt mit stabilisierenden und weiterführenden Angeboten an die Erfolge der Vorsorge- und Rehabilitations-Maßnahme an. Sie ergänzt die vorbereitende Beratung vor der Maßnahme mit Erarbeitung von Zielen durch eine rückblickende Reflexion der Ergebnisse. Nachsorge-Angebote sorgen für Nachhaltigkeit und Motivation bei der Umsetzung der Anregungen aus der Maßnahme im Alltag, z.B. bei den Themen Achtsamkeit, Stressmanagement, Interaktion, Prävention, Ernährung, Bewegungsmotivation.
Bereits vorhandene Angebote werden evaluiert und weitere leicht zugängliche Angebote geschaffen. Gemeinsam mit dem Müttergenesungswerk und Verbänden der Wohlfahrtspflege wird das Ziel der Einführung eines Rechtsanspruchs auf Beratung und Nachsorge verfolgt.
Pflegende Angehörige
Bereits jetzt pflegen viele Menschen Angehörige in unterschiedlichen Konstellationen über einen längeren Zeitraum. Aufgrund des demographischen Wandels wird die Zahl derer, die unentgeltlich ältere Angehörige oder Ehepartner*innen zu Hause pflegen, weiter stetig zunehmen. Die stationären Vorsorge-/und Reha-Maßnahmen für pflegende Angehörige bieten eine gute Grundlage, um die eigene physische und psychische Gesundheit in dieser herausfordernden Situation zu erhalten.
Mit dem Projekt wird geprüft, mit welchen flankierenden Angeboten dem hohen Bedarf der Pflegenden an Unterstützung begegnet werden kann. Konkret werden Möglichkeiten der Erweiterung von Platzkapazitäten untersucht und Synergien mit vorhandenen Angeboten zur Unterstützung pflegender Angehöriger gefördert.
Auswirkungen der Corona-Pandemie
In vielen Familien sind die Folgen der Corona-Pandemiezeit immer noch deutlich spürbar. Die Zunahme von psychischen Problemen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen ist erwiesen und stellt Familien vor große Herausforderungen. Sorgearbeit und Careaufgaben haben sich zu Lasten der Frauen und Mütter verschoben, soziale und finanzielle Probleme belasten die Familien.
EVA und Diakonie streben die Anpassung der Angeboten im Rahmen der Therapeutischen Kette an, um Betroffenen fachliche und leicht zugängliche Unterstützung anbieten zu können. Hierzu werden die Expertisen unterschiedlicher Fachrichtungen eingeholt und im Austausch mit Vertreter*innen aus der sozialwissenschaftliche Forschung und der Politik sektorenübergreifend bedarfsgerechte Konzepte entwickelt.
Berlin, 24.08.2023
Weitere Informationen bei:
Irene Pabst
Geschäftsführerin
Evangelischer Fachverband für Frauengesundheit e.V.
Auguststraße 80
10117 Berlin
Tel. 030 - 844 18 641
Mobil: 0170 - 989 96 38
E-Mail pabst(at)eva-frauengesundheit.de
Projekt zur Sicherung, Profilierung und Modernisierung der Angebote der Evangelischen Kliniken und Beratungsstellen
Seit dem 1.08.2018 führt der Evangelische Fachverband für Frauengesundheit gemeinsam mit der Diakonie Deutschland ein durch die GlücksSpirale gefördertes Kooperationsprojekt durch, über das bereits an vielen Stellen berichtet wurde.
In dem dreijährigen Kooperationsprojekt (Laufzeit 1.08.2018 bis 31.12.2021) geht es um die Sicherung, Profilierung und Modernisierung des traditionsreichen Angebotes der Müttergenesung, das veränderten Lebenslagen und -formen Rechnung tragen muss. Gegenwärtige und künftige Rehabilitationsbedarfe von Müttern und Vätern sowie pflegenden Angehörigen werden beschrieben, die Erfordernisse einer lebenslagenbezogenen stationären Vorsorge und Rehabilitation analysiert und in die einschlägigen politischen Zusammenhänge (Gesundheitspolitik, Genderpolitik, Familienpolitik) eingebracht. Die Maßnahmen sind verbunden mit methodischen Reflexionen über die Formate spezialisierter fachpolitischer Arbeit auf der Bundesebene. Der Blick richtet sich auf Mütter, Väter und ihre Kinder sowie auf pflegende Angehörige.
Im Rahmen des Projektes sollte zudem die strukturelle Zusammenarbeit zwischen der Diakonie Deutschland und dem EVA sowie weiteren Kooperationspartner*innen gestärkt werden. In diesem Zusammenhang wurde gemeinsam intensiv an fachpolitischen und einrichtungsrelevanten Schlüsselthemen gearbeitet. Dazu zählen unter anderem:
Ziel ist zudem die Weiterentwicklung der Qualitätsprofile der evangelischen Kliniken und Beratungsstellen, wie sie auch im Diakonie-Siegel „Beratung“ und „Medizinische Vorsorge- und Rehabilitation für Mütter/Mutter Kind “ niedergelegt sind.
Natürlich war auch das Projekt von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. So mussten viele der geplanten Sitzungen und Veranstaltungen verschoben bzw. im Rahmen digitaler Formate durchgeführt werden. Auf diese Weise ist es mit Flexibilität und Kreativität trotzdem gelungen, die meisten Maßnahmen des Projektes zu verwirklichen und die wesentlichen Ziele zu erreichen.
Berlin, Dezember 2021